
Der ferne Blick
Diese Installation wurde speziell für den Saal der römischen Bildnisse in der Glyptothek München entwickelt und war dort im Rahmen der Ausstellung "Dialog-Fragmente" vom 10. Mai bis 7. Juni 1992 zu sehen.
Drei Monitore standen jeweils auf einem Holzpodest (130 cm hoch). Die drei Podeste standen als Gruppe vor dem mittleren Fenster des Raumes. Die Vorderseiten der Monitore waren dem Raum zugewandt, wobei der mittlere Podest leicht nach hinten, d.h. näher zum Fenster hin platziert war.
Die Atmosphäre im Saal der römischen Bildnisse berührt einen seltsam. Steinerne Köpfe stehen in Gruppen vor den Fenstern des großen Raumes verteilt. Ihre Blicke scheinen sehnsuchtsvoll hinaus in die Ferne zu schweifen. Was sie wohl sehen oder er-sehnen?
Mit dieser Videoarbeit sollte diesen Blicken ein Objekt entgegen gestellt werden, nämlich drei "Fernseher", ein Video-triptychon. Die antiken Köpfe wurden so förmlich zum Fernsehen, zum "Glotze" gucken gezwungen. Was aber sahen sie? Wiederum Köpfe. Zwei Welten begegneten sich. Die Antike und die Moderne, Gestern und Heute von Angesicht zu Angesicht. Die "Video-Köpfe" veränderten jedoch ständig ihre Blickrichtung. Im Zwei-Minuten-Takt wandten sie sich abwechselnd den Statuen, bzw. dem Innenraum oder dem Fenster, bzw. der Außenwelt zu.
Bei den "Video-Männern", die der "Video-Dame" rechts und links zur Seite gestellt wurden, handelte es sich um ein und die selbe Person, d.h. genauer: um ein Band, das über zwei Monitore lief. Zum einen wurde so die Symmetrie der Installation betont, zum anderen sollte durch diese Verdoppelung auch auf die Frage von Kopie und Original angespielt werden. So handelt es sich bei den antiken Ausstellungsobjekten in der Glyptothek vorwiegend um Repliken und Abgüsse antiker Plastiken. Die Kopie wurde hier quasi zum Original, so wie bei Video die Kopie vom Original auch kaum zu unterscheiden ist.
Die Aufnahmen entstanden direkt vor Ort, d.h. vor der Jalousie des mittleren Fensters.
Darsteller_innen: Evelyn Plank und Axel Meinhardt